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Senioren freuen sich über Besuche der Literaturstunde

80 Lesungen in acht Jahren

Zur Februar-Lesung im Pflegeheim fanden sich 14 betagte Zuhörerinnen und Zuhörer ein – und hörten eine knappe Stunde lang mucksmäuschenstill zu.
Es ist eine beeindruckende Zahl: Bereits 79-mal haben Vorleserinnen und Vorleser der Literaturstunde Hemmingen seit 2015 das Pflegeheim Rosenpark besucht und dem betagten Publikum Geschichten vorgetragen. Die jüngste Lesung in der Einrichtung an der Berliner Straße in Hemmingen-Westerfeld fand Mitte Februar 2023 statt. Gabriele Lehmberg las vor zehn Heimbewohnerinnen und vier Heimbewohnern aus den „Erinnerungen eines gelben Hundes“ von William Sydney Porter vor, Brigitta Schönke trug ein Kapitel aus Iris Wolffs Roman „Die Unschärfe der Welt“ vor, der sich um ein Familiendrama zur Zeit des Diktators Nicolae Ceaușescu im kommunistischen Rumänien dreht. Unter den 14 Zuhörenden waren rund ein Drittel älter als 90 Jahre alt, die weitaus meisten hatten schon an mehreren Lesungen teilgenommen – und hingen den beiden Vorleserinnen auch diesen Donnerstag an den Lippen.

Große Bandbreite an Büchern

Gabriele Lehmberg (l.) las eine Geschichte aus der Perspektive eines Hundes vor, Brigitta Schönke hatte einen Auszug aus dem Buch „Die Unschärfe der Welt“ in petto.
Seit 2015 besuchen Mitglieder der Literaturstunde, die zur Bürgerstiftung Hemmingen zählt, das Pflegeheim Rosenpark. Derzeit ist es ein Kreis von acht Bücherfans, der sich – in wechselnden Zweierteams – einmal im Monat in die Berliner Straße begibt und dort eine Stunde lang vorliest. Die Bandbreite der Literaturhäppchen, die nicht allzu schwer verdaulich sein sollten, ist groß: Sie reicht von einzelnen Kapiteln aus Thomas Manns „Buddenbrooks“ über den USA-Erkundungsroman „Die Reise mit Charley“ von John Steinbeck bis zu Kurzgeschichten von Ephraim Kishon und Weihnachtsgedichten. Die Zahl der Zuhörenden schwankt gewöhnlich zwischen sechs und zehn, 14 Gäste wie bei der Februar-Lesung sind eher selten. Häufig kommen Literaturstunden-Team und Publikum nach dem Vorlesen noch ins Gespräch, mal über das gerade Gehörte, mal über Alltägliches aus Hemmingen. Gerne werden die Mitglieder der Literaturstunde auch zu Neujahrsempfang, Sommerfest oder anderen Feiern im Pflegeheim eingeladen. Daraus habe sich im Laufe der verstrichenen acht Jahre ein freundschaftliches Verhältnis zu der Einrichtung und ihren Bewohnern entwickelt, sagt Leseteam-Mitglied Helmut Gundlach.

Dank von Zuhörerschaft und Heimleitung

Die Vorlese-Teams der Literaturstunde können sich im Hemminger Rosenpark stets der ungeteilten Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerschaft sicher sein.
Doch werden die Vorleser nicht nur mit der Dankbarkeit ihrer betagten Zuhörerschaft entlohnt, sondern auch mit einer pekuniären Aufmerksamkeit: Jedes Jahr spendet Heimleiter Andreas Baumert der Bürgerstiftung Hemmingen 300 Euro. Diese Zuwendung des Rosenparks floss sogar in den Jahren, in denen die Corona-Pandemie Lesebesuche im Pflegeheim vorübergehend unmöglich machte. Der Termin für die 80. Lesung, bei der sich die Vorleser erstmals seit langer Zeit keinem Covid-19-Test mehr unterziehen müssen, steht auch schon fest: Es ist der 16. März.
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