Vier Konzerte der Musikschule Hemmingen in 2024
Einige Seniorinnen waren gar nicht zu bremsen, stimmten auch bei Liedern ein, wo ein Mitsingen eigentlich gar nicht vorgesehen war. Doch war das ein deutliches Indiz, dass die erste Veranstaltung der Reihe „Junge Leute musizieren für Ältere“ in der Seniorenresidenz Arnum bei den knapp 50 Zuhörerinnen und Zuhörern gut ankam. Neun Schülerinnen und Schüler der Musikschule Hemmingen im Alter von 7 bis 15 Jahren trugen mit Klavier, Gitarre und Gesang ein Dutzend Stücke vor: Klassisches von Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart, Traditionelles wie die „Lorelei“ und „Bella Ciao“ bis zu poppig angehauchten Songs von den Temptations und Ray Charles. Die musikalische Leitung hatten Gesangspädagogin Marleen Jaspert sowie Musiklehrerin Martina Zimmermann, die für den verhinderten Musikschulleiter Fabian Wankmüller eingesprungen war.
Ermöglicht hat die Veranstaltungsreihe die Bürgerstiftung Hemmingen (BSH), die als Ideengeberin fungiert und im Jahr 2024 vier Auftritte von Musikschülerinnen und -schülern in Pflegeheimen finanziert. Das Februar-Konzert bildete den Auftakt, im März sowie im Dezember sind Auftritte im Haus Rosenpark in Hemmingen-Westerfeld geplant und im Mai wird es eine zweite Veranstaltung in der Arnumer Seniorenresidenz geben. Die Musikschule bekommt von der Bürgerstiftung für jedes Konzert 600 Euro; die Summe von 2400 Euro stammt aus einer Verlosungsaktion, die die BSH im Dezember 2023 anlässlich des Festes zur Eröffnung der Stadtbahnlinie 13 gemeinsam mit dem Gartencenter Glende organisiert hatte.
Im Arnumer Pflegeheim zeigte sich BSH-Vorstandsmitglied Britta Knüllig-Dingeldey hocherfreut, dass so viele ältere Menschen den Weg in das zum Konzertsaal umfunktionierte Restaurant gefunden hatten; das mache Mut, mit Musik weiterhin Brücken zwischen Jung und Alt bauen zu können. Zu Beginn des Konzerts spielte der neunjährige Clemens Wendenburg „Scarborough Fair“ auf dem Klavier. Musikschülerin Greta Seemann sang die Lorelei und „Never enough“, Freda Krüger das Stück „Kann mich irgendjemand hör’n“. Am Klavier intonierte Frida Seemann „Bella Ciao“, Noah Führer spielte ein Robert-Schumann-Stück und Michael Kludt „Variationen über ein Thema von Paganini“.
Besonders viel Beifall von den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern erntete der15-jährige Jori Gömann, der mit Gitarre und ausdrucksstarker Stimme „The Temptations“ und Ray Charles wiederaufleben ließ. Die zwölfjährige Johanna Isenberg hatte das Stück „Lass uns leben“ selbst komponiert und getextet; ihren Gesang begleitete ihr Vater an der Gitarre. Überaus gefühlvoll trug Klavierschülerin Anastasia Kludt ein längeres Stück von Franz Schubert vor – sicher einer der musikalischen Höhepunkte dieses Nachmittags, der mit „Bravo“-Rufen quittiert wurde. Zum Abschluss durften die Seniorinnen und Senioren selbst ihre Stimmen erheben und bei „Kein schöner Land“ und „Alle Vögel sind schon da“ mitsingen.
Unter dem Begriff „Musikgeragogik“ hat sich in den vergangenen Jahren ein neues Handlungsfeld für Musik mit Älteren eröffnet. Flankiert von wissenschaftlichen Studien wurden umfassende Konzepte zum aktiven Musizieren und zur Mobilisierung durch Musik mit beeinträchtigen Menschen entwickelt. Laut Fabian Wankmüller hat die Musikschule das Ziel, in den Hemminger Seniorenheimen kontinuierlich musikalische Angebote zu machen – so wie es seit Jahrzehnten in fast allen Hemminger Kitas der Fall ist.